Wolfgang Carl Briegel

Portrait von Wolfgang Carl Briegel

»Indessen wollen wir noch manches Stück absingen, das Er hat aufgesetzt in Seiner Lebensfrist. – Nach rechter Meister-Art, daß es den Geist entzünden und Andacht bringen kann.« – der Chronist Sahlfeldt

Wolfgang Carl Briegel (früher auch Brügel geschrieben) wurde im Frühjahr 1626 in Königsberg in Franken geboren.
An frühen musikalischen Anregungen hat es in Königsberg sicherlich nicht gefehlt. Die Stadt verzeichnete im 15./16. Jahrhundert eine ganze Reihe ausgezeichneter Kantoren, meist Akademiker, die die Orgel- und Chormusik auf breiter Basis pflegten.

Mit der Besetzung Königsbergs durch Tillys Truppen am 4. März 1632 floh die Familie Wolfang Carl Briegels aus Königsberg. Eltern und Großvater kamen womöglich während der Not des Krieges ums Leben.
Seine Jugendzeit verbrachte Briegel in Nürnberg. Nach dem Studium an der Universität Altdorf erhielt Briegel eine Stelle als Organist an der Pfarrkirche St. Johannis in Schweinfurt. Er heiratete sehr bald die Pfarrerstochter Margaretha Bronner. Die in der Schweinfurter Zeit (1645-1650) entstandenen Arbeiten behandelte Wilh. Krumbach in seinem Aufsatz »W.C. Briegels fränkische Kompositionen«. Herzog Ernst der Fromme berief sodann den erst 24jährigen an den Gothaer Hof, wohl wissend, dass er in seinem Königsberger Landeskind einen fähigen und fleißigen Musiker gewann.

Die Gothaer Jahre (1651-1671) waren für den Hofkantor und Musiklehrer der fürstlichen Familie eine fruchtbringende Zeit. Musikbegeisterte Fürsten verbreiteten Briegels Kompositionen. Dann entstanden die »Evangelischen Gespräche«, ein Werk, das sich rasch über ganz Deutschland verbreitete und Briegel zum anerkannten Meister machte. Der Leipziger Thomaskantor Knüpfer nannte ihn »wol mit recht eine musikalische Universität«.

Landgräfin Elisabeth Dorothea scheint die treibende Kraft gewesen zu sein, die Briegel für Darmstadt gewann. Sie notierte am 2. April 1671 in ihrem Tagebuch: »abends kahm der Capellmeister von Gotha her und zog ein zu seinem neuen Dienst«. Damit ist es wohl ihr zu verdanken, dass endlich wieder das Musikleben am Darmstädter Hof den, wie Dr. Elisabeth Noack schreibt, Zufälligkeiten und Halbheiten enthoben wurde und ein für die Dauer einheitliches Gepräge erhielt.
In Darmstadt entstanden eine Anzahl von richtungsweisenden Kompositionen. Es begann die Reduzierung der künstlichen, alten Metrik und der dreiteiligen Taktart auf die gleichen Notenwerte und den geraden Takt (Dommer: Handbuch der Musikgeschichte, 1878). Der in Verfall geratene Gemeindegesang gewann wieder an kirchlicher Würde. Im Gesangbuch für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern wird Briegel als Bearbeiter des großen Darmstädter Kantionals (1687) hervorgehoben.

Der betagte Meister verbrachte die letzten Jahre seines Lebens im Kreise seiner Familie. Er konnte auf ein ungewöhnlich umfangreiches Lebenswerk zurückblicken. Als er am 19. November 1712 mit 86 1/2 Jahren in Darmstadt die Augen schloss, endete ein Leben, das die Musik des Hochbarock mit geprägt hatte.

Dr. Elisabeth Noack von der Musikhochschule Darmstadt, der wir eine zusammenfassende Briegelforschung verdanken, beschreibt ihn als einen der bekanntesten Meister des 17. Jahrhunderts mit einer großen Breitenwirkung bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts hinein.

Evangelische Kirchenmusik zwischen Schütz und Bach – in diese Reihe gehört auch Wolfgang Carl Briegel.