Leben im 15. Jahrhundert

 

Auch wenn sich im Spätmittelalter mehr und mehr Städte bildeten, lebte der Großteil der Bevölkerung noch immer auf dem Land. Um die Lebensumstände sinnvoll betrachten zu können, muss man diese standesspezifisch betrachten.

Bauern

Der einfache Bauer lebte außerhalb von Städten und war vor allem auf Feldern tätig, um die wohlhabenderen Städter mit Brot und anderen Lebensmitteln zu versorgen. Das Leben eines Bauers darf, wie seine Ernährung auch, als eintönig beschrieben werden. Fleischkonsum gab es bei den meisten nur bei Festlichkeiten oder besonderen Anlässen.

Durch ihre eintönige Ernährung waren Bauern auch anfällig für Krankheiten und hatten mangels medizinischer Versorgung auch eine geringere Lebenserwartung als ein Bürger aus der Stadt. Ein kalter Winter, eine ausbleibende Ernte oder eine der vielen Seuchen und Krankheitswellen stellten für Viele eine lebensbedrohliche Lage dar.

Wie auch im Adel oder bei Bürgern wurden Ehen größtenteils pragmatisch genutzt, um den sozialen oder wirtschaftlichen Stand zu verbessern. Liebe, wie wir sie heute kennen, spielte bei damaligen Eheschließungen nur äußerst selten eine Rolle. Es hatten oft auch nicht alle Kinder die Möglichkeit zu heiraten, sondern jeweils nur die Erstgeborenen. Frauen hatten sowohl in der Ehe, als auch in der Gesellschaft, eine eher untergeordnete Rolle.

Bürger

Um sich als Bürger bezeichnen zu können und innerhalb der Stadtmauern zu leben, war der Kauf eines Bürgerrechts nötig. Der Bürger besaß im Vergleich zum einfachen Bauern einen gewissen Wohlstand, einige Privilegien und die Möglichkeit, Zugang zu Wissen zu erlangen. Der Großteil der Bürger war im Handwerk und Gewerbe beschäftigt, welches sich rund um den Marktplatz befand. In dieser Zeit schlossen sich viele Berufsgruppen zu Gilden und Zünften zusammen, beispielsweise die Kaufmannsgilden und Zünfte der Handwerker und Gewerbetreibenden.

Eine Quelle aus dem Jahr 1449 gibt einen guten Einblick in die Verhältnisse der Stadt Nürnberg:

12.309 Bürger mit Angehörigen

3274 Knechte und Mägde

1976 Nichtbürger

446 Geistliche mit ihren Bediensteten

120 Juden

Adel

Wer das Glück hatte, in eine wohlhabende Familie hinein geboren zu werden, genoss von Geburt an viele Privilegien und Rechte und hatte im Lauf seines Lebens auch den Zugang zu Wissen und politischem Einfluss. Wohlstand wurde zu damaligen Zeiten stets nach Außen getragen, um jedem seinen Stand in der Gesellschaft zu verdeutlichen. Vor allem durch Kleidung, regelmäßigen Fleischkonsum, Feste und Behausung hob man sich von der einfachen Bevölkerung ab.

Auch im Adel standen bei Eheschließungen hauptsächlich pragmatische Gründe im Vordergrund, wie die Erweiterung des Landes, politischer Einfluss oder Reichtum.

Klerus

Beim Klerus unterscheidet man zwischen dem niederen Klerus und dem hohen Klerus. Während der hohe Klerus große Macht und politischen Einfluss besaß, hatte der niedere Klerus meistens keine Macht und umfasste die einfachen Geistlichen. Die Aufgabe von Priestern und Pfarrern bestand vor allem darin, sich um die Bedürfnisse und Seelsorge des einfachen Volks zu kümmern.

Der hohe Klerus wurde zumeist von Adeligen besetzt und hatte einen großen Einfluss auf das politische und wirtschaftliche Zeitgeschehen. Durch Abgaben wie den Zehnt oder Ländereien hatte der Klerus damals schon ein großes Vermögen und viel ländlichen Besitz.

Quelle:

Das Mittelalter - die Epoche 3. Auflage von Peter Hilsch - ISBN:9783838538150