Herzog-Wilhelm-Kettenfeier

Fenster in der Marienkirche

Herzog Wilhelm, am 11. Mai 1598 geboren, war ein Spross des Herzoghauses Sachsen-Weimar. Zum Besitz dieses Hauses gehörten Königsberg und etwa 32 Dörfer, die dem damaligen Herzog Johann Ernst IV. untertan waren. Während sich dieser mehr um die Verwaltung kümmerte, beschritt sein Bruder die militärische Laufbahn, denn der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) stand vor der Türe.

Die Reformation, die das deutsche Volk in zwei Lager gespalten hatte, machte eine Zusicherung der Religionsfreiheit für die Lutheraner notwendig. Diese wurde 1552 gegeben, jedoch in den einzelnen Gebieten Deutschlands galt nur der Glaube, für den sich der Landesherr entschieden hatte. Das Weimarer Haus schloss sich als eines der ersten der Reformation an. In dieser Zeit verbündeten sich die evangelischen Fürsten zur sogenannten Union (1608). Die katholischen Fürsten vereinigten sich zur Liga. Ein Chronist schreibt dazu: »Und damit war der erste Zunder des nacherfolgten dreißigjährigen Kriegs-Feuers und anderer, darinnen entstandenen Unheils gelegt.«

Königsberg, das sich der Union angeschlossen hatte, lag eingekeilt in den ligistischen Bistümern von Bamberg und Würzburg. Königsberg stand gegen Haßfurt (8 km) und Zeil (9 km) und diese gegen Königsberg. Während in den ersten Kriegsjahren schon bischöfliche Soldaten in Königsberg manchen Frevel verübt hatten, waren um 1632 8.000 Mannen in der Stadt einquartiert. Eine stadteigene Bürgerwehr wurde schon im Jahre 1620 mit dem inzwischen in seinen Landen gedungenen Soldaten in den Dienst des Grafen Mannsfeld, dessen Gegner Tilly war, gestellt. In den Diensten des Herzogs von Braunschweig fällt Herzog Wilhelm in die Hände des Feindes und in Neustadt (Steiermark) wird er 1632 in Festungshaft gelegt. Dort sollte ihm die Freiheit erst dann wiedergegeben werden, wenn er als Fürst von der erkannten Wahrheit abfallen würde. Herzog Wilhelm blieb jedoch seinem Glauben treu. Seine Entlassung erfolgte erst nach der Versammlung der deutschen Kurfürsten in Schleusingen, wo beschlossen wurde, dass die Vergabe der Kurfürstenwürde nur auf Wunsch des Kaisers erfolgen solle. Dem Beschluss stimmte der Herzog von Sachsen zu. Am 27. Dezember 1624 wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt, jedoch unter der Bedingung, nicht mehr zum Schwert zu greifen. Sogleich schrieb Herzog Wilhelm an den Amtsmann von Königsberg, dem er seinen baldigen Besuch ankündigte. Am 25. Januar 1625 traf er gegen Abend hier ein und die Bevölkerung empfing ihn mit ungebrochen großer Begeisterung. Ein Chronist berichtet weiter wörtlich: »Am Mittwoch Nachmittag hat Herzog gebeichtet […] und auf den folgenden Tag, als den 27. Januarie, das Heilig-Abendmahl in Christlich-Fürstlicher Devotion und Andacht empfangen und diesen Tag als einen Dank- und Freudentag mit Vor- und Nachmittagspredigt celebriert.«

Herzog Wilhelm mit seinen Kindern

Alljährlich am 27. Januar wird in Königsberg »in Memoriam« an Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar ein Gottesdienst abgehalten. Der Pfarrer bemüht sich, die Erinnerung an diesen Landesherren wachzuhalten. Wie sehr Herzog Wilhelm der »Castra Kunegesperch« verbunden war und ihr den Vorzug als Musensitz gab, wird aus der Chronik ersichtlich. Hierher kehrte er nach seiner Entlassung zurück, bevor er den Weg nach Weimar über Coburg nahm.

Der Gedächtnisgottesdienst mit Einbindung der Schulklassen entfiel, als in Königsberg eine Gemeinschaftsschule entstand. Heute hält der evangelische Geistliche nur noch einen abendlichen Gottesdienst und die Könisgberger Schloßberggemeinde legte auf beziehungsweise um diesen 27. Januar (Sonntag zuvor oder nachher) ihre Jahreshauptversammlung. Das Herzog Wilhelm gestiftete Burgfest schlief später ein.

Für sein Land blieb er so standhafter Bekenner seines Glaubens und später ein fürsorglicher Landesherr. Nicht zu vergessen ist, dass er am 27. Januar 1625 12.000 Gulden für die Stadt stiftete, von dessen Zinsen alljährlich bis etwa 1770 ein Volksfest auf dem Schloßberg gefeiert wurde.

So wird also noch heute, in dankbarer Erinnerung dieses Landesherrn gedacht und in der Predigt oder in Vorträgen seine Persönlichkeit gewürdigt.

 
Originaltext: Brigitte Stich (geb. Eisentraut), Königsberg