Die Kirche befand sich zu Lebzeiten von Regiomontanus in einer starken Krise, hervorgerufen durch verschiedenste Missstände und Probleme.
Schon vor Regiomontanus war die Kirche grundlegend gespalten, auch bekannt als abendländisches Schisma. Zu dieser Zeit gab es zwei Päpste, einen französischen Papst in Avignon und einen italienischen in Rom.
Das machte die Kirche in erster Linie unglaubwürdig und untergrub die Autorität beider Päpste. Um zumindest etwas Einigkeit zu schaffen, wurde das sog. Konzil einberufen, eine Versammlung aller Bischöfe, die beiden Päpsten übergeordnet war und dessen Entscheidungen sich beide beugen mussten. Kurzzeitig sorgte ein solches Konzil mit der Ernennung eines neuen "gemeinsamen" Papstes dafür, dass es drei Päpste parallel gab, da sich die beiden anderen Päpste nicht absetzen lassen wollten. Erst die Ernennung des Papstes Martin V 1417 sorgte wieder für Einigkeit.
Auf die Wiedervereinigung der Kirche folgte bald eine Revolution der Hussiten gegen die Kirche. Die Hussiten waren eine Gruppe von Reformisten, die sich nach dem Tod von Jan Hus (1370 – 1415) formierte und sein Werk fortführen wollte. Diese Revolution sorgte für weitere Unruhen und führte sogar zu kriegsähnlichen Zuständen.
Während des Mittelalters kam es immer wieder zu Pestausbrüchen und aufgrund dessen zu Judenpogromen und -verfolgungen, da Juden damals für die Ausbrüche verantwortlich gemacht wurden. Hexenverbrennungen waren nicht unüblich, obwohl die Kirche diesen Akt zuvor als "von der Kirchenlehre abweichend", als häretisch, bezeichnet hatte. Zu diesen Missständen kamen noch verschiedene wirtschaftliche Krisen, welche die Stimmung zusätzlich dämpften.
Die Kirche stand somit als Wegweiser in einer Zeit voller Desorientierung und Hilflosigkeit in der Kritik und das sogar aus zweierlei Gründen. Zum einen durch die Probleme, auf die die Kirche keine Antwort fand, wie zum Beispiel die Pest, als auch durch den internen Zwiespalt der Kirche. Andererseits intensivierte sich die Frömmigkeit der allgemeinen Bevölkerung durch diese Hilflosigkeit. Das ließ sich vor allem an der gesteigerten Popularität der Heiligenverehrung, dem Reliquienkult und den steigenden Einnahmen durch den Ablasshandel beobachten. Besonders für den Ablasshandel wurde die Kirche von den Reformisten kritisiert, ein Faktor, der auch bei der Reformation eine Rolle spielen sollte, da sich nachfolgende Reformisten wie Luther (1483 – 1546) an Ideen und Idealen von Jan Hus und John Wyclif (1330 – 1384) orientierten und ihre Ideen weiterführten.
Alles in allem kann man behaupten, dass sich die Kirche zum damaligen Zeitpunkt in einem sehr kritischen Zustand befand und so nicht mehr lange existieren sollte, wie die Reformation später bestätigte.
Quelle:
Das Mittelalter - die Epoche 3. Auflage von Peter Hilsch - ISBN:9783838538150